Viele Spieler, aber auch Hardware-Tester leiden unter dem Ferrari-Syndrom: Sie interessieren sich vor allem für das Schnellste und Beste. Das ist aber keine Basis für eine sinnvolle Kaufentscheidung. Denn ob Auto oder Gaming-Laptop: Das Plus an Tempo kostet unverhältnismäßig viel. Ein besseres Motto ist: Günstig, aber gut genug. Diesen Anspruch will das HP Victus 16 einlösen. Mit Victus lanciert HP eine neue Gaming-Marke unterhalb des Omen-Brands, der für High-End steht.
Das HP Victus 16 ist optimal für das Spielen in Full-HD-Auflösung. Dafür reicht die GPU-Leistung fast immer aus – Abstriche müssen Sie – abhängig vom Spiel – lediglich beim Raytracing machen. Abgesehen davon fordert das Gaming-Notebook aus der Mittelklasse kaum Kompromisse – auch bei Ausstattung und Bildqualität.
Power-Kombi für FHD-Gaming: RTX 3060 & Ryzen 7 5800H
Im Testgerät ist eine Geforce RTX 3060 verbaut. Diese GPU verkörpert das genannte Motto sehr gut – sie ist keine High-End-Karte wie die RTX 3080 oder 3070. Aber auch keine RTX 3050, die bei Gamern Stirnrunzeln aufgrund des eingeschränkten Leistungspotentials auslöst.
Im Victus-Notebook stehen der RTX 3060 6 GB GDDR6 zur Seite, die maximale TGP beträgt 95 Watt. Ihre Mittelklasse-Einordung belegt der Test mit dem 3D Mark: Sie schneidet bei den meisten Benchmarks rund 60 bis 70 Prozent schlechter als eine RTX 3080 ab. Der Abstand zu einer RTX 3070 beträgt rund 40 Prozent, wobei die High-End-Karten sich mit steigender Auflösung weiter absetzen können. Andererseits schneidet die RTX 3060 rund 40 Prozent besser ab als eine RTX 3050, bei 4K-Auflösung sogar bis zu 70 Prozent.
Full-HD wie im Victus 16 ist dabei die optimale Auflösung für die RTX 3060 – das belegen die Spiele-Tests. Ältere Games wie Rise of the Tomb Raider schafft die GPU mit durchweg hohen Bildraten, zum Beispiel 116 fps in der Einstellung „Sehr hoch“. Auch bei neueren Spielen haben Sie mit dem Victus 16 kein Problem: In der Einstellung „Ultrahoch“ liefert das Notebook 99 fps in Shadows of the Tomb Raider (SOTTR) und 72 fps in Dirt 5.
Etwas enger wird es erst mit aktiviertem Raytracing: Bei mittlerer Qualität der Raytracing-Schatten sind in SOTTR noch 87 fps drin. Bei höheren Einstellungen liegt das Ergebnis aber nur knapp über 60 fps. Ebenso bei Dirt 5, wo der Laptop mit aktiviertem Raytracing 62 fps erreicht. Alle Tests haben wir mit der Grundeinstellung „Leistung“ durchgeführt. Außerdem können Sie über das Tuning-Tool Omen Gaming Hub, das sich auf dem Victus installieren lässt, die Modi „Leise“ und „Standard“ aktivieren.
Bei den System-Benchmarks soll im Victus 16 der Ryzen 7 5800H (8 Kerne, 16 Threads) mit einer Leistungsaufnahme zwischen 45 und 65 Watt für ordentlich Rechenleistung sorgen. Im Cinebench R23 erreicht er 11.845 Punkte: Damit liegt das Victus in etwa gleichauf mit Gaming-Notebooks, die Intels 8-Kerner Core i7-11800H nutzen. Ein Ryzen 9 5900HX kommt in diesem Test auf rund 12.500 Punkte.
Im System-Benchmark schneiden Laptops mit dem Core i7-11800H tendenziell besser ab als das Victus 16 mit der AMD-CPU. Der Vorsprung fällt mit knapp unter zehn Prozent aber gering aus, weshalb der HP-Laptop auch für rechenintensive Anwendungen wie Rendering oder Multimedia-Bearbeitung geeignet ist.
Dieses Fazit unterstützen die Testergebnisse des PC Mark 10: In dessen Multimedia-Test „Digital Content Creation“ ist ein Notebook mit Ryzen 9 5900HX rund 15 Prozent leistungsfähiger, der Rückstand auf Laptops mit Core i7-11800H liegt bei sieben Prozent. Lediglich der neue Alder Lake-H von Intel liegt außerhalb der Reichweite der Ryzen-CPU: Im Cinebench R23 schneidet der Core i9-12900H (6 P-Cores, 8 E-Cores, 20 Threads) knapp 60 Prozent besser ab. Im PC Mark 10 beim Test mit rechenintensiven Multimedia-Anwendungen beträgt der Vorsprung der neuen CPU rund 30 Prozent.
Flotte SSD, ziemlich leiser Lüfter
Die Intel-Plattformen Alder Lake und Tiger Lake unterstützen für die SSD-Anbindung PCI-Express 4.0, während im Victus 16 eine PCIe-3.0-SSD mit 1 Terabyte sitzt. Die SK Hynix PC711 ist aber eine der flotteren Modelle mit diesem Anschluss: Im Full System Drive Benchmark des PC Mark 10 muss sie sich nur von PCIe-4-Modellen geschlagen geben, der Rückstand beträgt in diesem Praxis-Test rund 25 Prozent.
Das Lüftergeräusch hat HP beim Victus 16 gut im Griff: Im Cinebench läuft das Notebook mit 41 dB(A) deutlich leiser als die High-End-Laptops. Kommt die Grafikkarte ins Spiel, wird es mit 48 dB(A) erheblich lauter, doch auch hier belastet der HP-Laptop die Gehörgänge etwas weniger als die meisten Konkurrenten.
Display: Niedrige Auflösung, aber ordentliche Qualität
Auch bei der Displayqualität kann das Victus 16 mit High-End-Gaming-Laptops mithalten: Das gilt weniger für die Auflösung, die angesichts des großen 16,1-Zoll-Panels mit FHD eher niedrig ausfällt und in einer Punktedichte von lediglich 137 ppi resultiert. Die maximale Wiederholrate von 144 Hz ist aber absolut praxistauglich – Notebooks mit schnelleren Displays (240, 300 oder 360 Hz) sind bei sonst ähnlicher Ausstattung meist deutlich teurer. Die Leuchtdichte geht mit 332 cd/qm völlig in Ordnung, auch bei Kontrast, Ausleuchtung und Farbraumabdeckung (96 Prozent sRGB) gibt das Victus 16 kein Anlass zur Kritik.
Kleine Ausreißer leistet sich das HP Victus 16 lediglich dort, wo bei Gaming-Notebooks nicht der Fokus liegt: Die Gehäuseunterseite erwärmt sich im Lasttest zum Beispiel auf 55 Grad – da laufen selbst viele leistungsfähigeren Spiele-Laptops weniger heiß. Doch wo Sie üblicherweise mit dem Notebook in Berührung kommen, nämlich an Handballenablage und Tastatur, fallen die Temperaturen normal aus. Und besonders mobil ist das Victus bei einem Gewicht von knapp 2,5 Kilogramm und einer Akkulaufzeit im WLAN-Test von rund fünf Stunden auch nicht.
Die Ausstattung fällt umfassend aus: Wie bei einer AMD-Plattform üblich, unterstützt der Typ-C-Anschluss USB mit 10 Gbps und Displayport 1.4, aber kein Thunderbolt 4. Einen weiteren Monitoranschluss bietet die HDMI-2.1-Buchse. Von den drei Typ-A-Buchsen liegen zwei rechts, die 5 Gbps schaffen (USB 3.2 Gen 1), während der Anschluss auf der linken Seite 10 Gbps liefert. Auch Wi-Fi 6 ist an Bord, beim LAN-Anschluss aber nur Gigabit-Ethernet statt 2,5-Gbit.
Ins recht breite Gehäuse des Victus 16 passt rechts ein Ziffernfeld. Auch die Cursor-Tasten sind etwas abgesetzt und daher gut erreichbar. Aber HP weicht vom üblichen Layout ab, weswegen ein wenig Eingewöhnungszeit notwendig ist, um die richtige Tasten schnell zu treffen. Probleme macht im Test das unsauber eingebaute Touchpad: Das Druck-Feedback ist schwammig, der Mausklick sehr laut. Immerhin ist seine Oberfläche angenehm griffig und auch Mehrfinger-Gesten setzt es schnell um.
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