So. Dez 22nd, 2024

Live-Musik hat einen ganz besonderen Reiz: Die Mischung aus unmittelbarer Nähe zu den Musikern, der ansteckenden Euphorie der Fans und einer Prise Adrenalin im Blut verleiht Konzerten eine Dynamik, wie sie CDs nicht bieten könnten. Besonders im Spätsommer findet ein Auftritt nach dem anderen statt. Also: Raus aus dem Hörraum und ab ins Getümmel, um so viele Gigs wie möglich zu besuchen.

Doch Moment: Bei aller Freude darf ein Helferlein auf gar keinen Fall fehlen – der Gehörschutz. „Quatsch“, wird mancher jetzt denken, oder: „wie uncool“. Zumal ja eigentlich der Mann hinter dem Pult für einen korrekten und unbedenklichen Sound verantwortlich ist. Doch nicht ohne Grund bekommen angehende Tontechnik-Neulinge zu Beginn ihres Studiums die goldene Regel eingetrichtert, dass das Gehör als unser wichtigstes Werkzeug besonders schutzbedürftig sei. Fehleinschätzungen mancher Kollegen oder andere Faktoren wie pegelsüchtige Club-Besitzer führen indes dazu, dass die 100dB-Marke live oft deutlich überschritten wird.

Und: Beeinträchtigungen des Gehörmechanismus treten bereits ab 104dB auf – bleibende Schäden ab 109dB. Dabei sind die hohen Frequenzanteile die gefährlichsten für das Gehör – die tiefen Bässe verursachen schlimmstenfalls Bauchschmerzen und Übelkeit.

Wie soll man demnach als Konzert-Fan vorgehen? Aus Vorsicht einfach immer ganz weit hinten stehen (da hohe Töne bei der Ausbreitung des Schalls am schnellsten ihre Energie verlieren) und dort am miesen Sound leiden? Oder überhaupt keine Live-Musik mehr genießen? Beides keine echten Alternativen. Also: Her mit dem Gehörschutz! Ob er dann wirklich zum Einsatz kommen muss, ist vorerst zweitrangig.

Gehörschutz vs. Klang
Doch in der Praxis ist Schallisolation und Schutz nicht alles. Besonders als HiFiist legt man großen Wert darauf, möglichst neutral und unverfälscht zu hören. Dann einfach einen Zipfel Taschentuch in die Ohren zu stopfen, wäre ein Unding. Auch die klassischen gelben Schaumstoffplugs (oft bei Bauarbeitern zu sehen) sind zu Recht unbeliebt. Für den Spagat zwischen Schutz und tonaler Neutralität bestens geeignet sind natürlich maßgeschneiderte Sonderanfertigungen, die mit speziellen akustischen Filtern ausgestattet sind. Aber: Sie sind in der Herstellung aufwendig, weil ein Hörakustiker zunächst einen Abdruck des Gehörganges anfertigen muss, um dann daraus den eigentlichen Schutz herzustellen – daher ist das Ganze auch nicht ganz billig.

Glücklicherweise gibt es auch deutlich preiswertere Lösungen, die mittlerweile einen ähnlich guten Effekt bieten wie ihre teureren Pendants. Meist bestehen sie aus Silikon, was eine Anpassung an die Ohren der meisten Menschen ermöglicht. Für Personen mit schmalen Gehörgängen gibt es entsprechend kleinere Versionen, und selbst Exemplare für Kinder sind verfügbar (man achte einmal auf die hohe Anzahl von Kleinkindern ohne Gehörschutz auf Livekonzerten). Praktisch: Silikon ist pflegeleicht und lässt sich einfach unter lauwarmem Wasser reinigen. Manche Schutz-Stöpsel kommen sogar mit austauschbaren Filtern, um den Dämpfungsfaktor oder die tonale Abstimmung zu ändern. So lässt sich ihre Wirkung nach Lust und Laune erhöhen oder abschwächen.

Gehörschutz: Worauf kommt es an?
Wie man den Schall und dessen Lautstärke wahrnimmt, hängt von vielen Faktoren ab. Eine wichtige Rolle spielt das Alter: Ein 15-Jähriger hört nun mal besser (oder einfacher) als die meisten 60-Jährigen. Doch auch physische und psychische Faktoren sind ausschlaggebend: Wer sich eine Erkältung eingefangen hat oder unter Stress leidet, empfindet laute Klänge schmerzhafter als sonst. Und nicht nur die Wahrnehmung, sondern auch die Wahrscheinlichkeit, einen Hörschaden zu erleiden, hängt von diesen Einflüssen ab.

Also suchten sich die AUDIO-Redakteure einen der entspannteren Tage des Monat aus, um die schützenden In-Ears in Ruhe testen zu können. Als Musik diente alles von Jazz bis Speed-Metal – und das bei Lautstärken von weit über 100dB. Bei den „Testgeräten“ fiel die Auswahl stichprobenartig auf fünf Exemplare unter 50 Euro. Wichtiges Kriterium: Die Plugs sollten so ziemlich überall problemlos zu kaufen sein – etwa im gut sortierten Musikladen oder in gängigen Internetshops.

Fazit
Angesichts der Preise der hier getesteten Geräte und ihrer gesundheitsschützenden Wirkung sind 20 bis 30 Euro für einen Gehörschutz eine unbedingt sinnvolle Investition (zumal, wenn man bedenkt, was manch einer für HiFi-Zubehör ausgibt). Alle Messungen wurden übrigens mit Hilfe eines speziellen Kunstkopf-Mikrofons durchgeführt.

Doch aus den eingangs genannten Gründen (Alter, Empfinden, Gesundheitszustand des Hörers) sagt der Frequenzgang rein gar nichts über den tatsächlichen „Klang“ dieser kleinen Helferlein aus. Will man diesen nämlich einschätzen, hilft nur der Test in einer realen Live-Hörsituation. Gute Nachricht: Kein einziger der hier getesteten Stöpsel ist wirklich schlecht: Sie senken den Pegel und bleiben dabei – mal mehr, mal weniger – tonal erstaunlich ausgewogen. Für welchen man sich entscheidet, bleibt also Geschmackssache.

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Von bella