Mit Nvidia GeForce RTX 2070, Intel Core i7, SSD und Wasserkühlung im In Win Gehäuse spielt sich der Medion Erazer X67099 in unsere Gamer-Herzen. Im Test hat der gelungene Gaming-PC für 1.799 Euro fast auf ganzer Linie überzeugt. Wir haben nur einen kleinen aber wirksamen Verbesserungsvorschlag.
Wow! Das hat uns zugegebenermaßen überrascht als Medion den Erazer X67099 Gaming-PC vorgestellt hat. Es war nicht der erste OEM-PC, der auf Marken-Hardware setzt, aber der bisher vernünftigste und beste in unseren Augen. Deswegen haben wir uns den Desktop geordert und wollen euch unsere Eindrücke nach dem ausführlichen Test des Medion Erazer X67099 angedeihen lassen.
Medion hat mit dem X87006 laut AlexiBexi bereits „beim Thema Gaming so richtig in den Stuhlkreis der Langweiler geschissen“. Nur war die Enthusiast-Hardware (HEDT, High End Desktop) mit Intel Core i9 auf einem X299-Board mit Nvidia GeForce GTX 1080 Ti Grafikkarte und Wasserkühlung im Lian-Li-Case für insgesamt 5.000 Euro weit außerhalb des Budgetrahmens für die Gamer. Auch 1.800 Euro sind eine Stange Geld, sprechen aber mit einer stimmigen Hardware-Konstellation weitaus mehr Kunden an. Für die ist Medion auf einmal ein echter Gewinner. Wie kommt das?
Normalerweise outen sich Gaming-PCs von der Stange schnell mit den Bereichen, wo der Rotstift angesetzt wurde. „Bau ich lieber selbst, kommt günstiger“, sagen sich die Hardware-Profis und alle anderen müssen vorlieb nehmen mit teuer, laut, nicht aufrüstbar oder sogar außen und innen unansehnlich.
Dabei ist es im regulären Handel wirklich schwer, hässliche Mainboards, Netzteile oder Grafikkarten zu finden und bei Gehäusen muss man schon in die unterste Schublade greifen. Nicht selten machen das OEMs (Original Equipement Manufacturer), und meinen, mit blauen oder roten LED-Streifen an der Front wird schon niemandem das grüne PCB im Innern und das silbergraue Netzteil auffallen.
In Zeiten wo Alternate, Caseking, CSL, Mifcom und Co. sinnvolle und umfangreich anpassbare Vorkonfigurationen bieten, haben es die Komplett-PCs sehr schwer. Irgendwer bei Medion hat das erkannt und mit dem Erazer X67099 eine wirklich attraktive Kiste hingestellt.
Für sich betrachtet hat Medion bei vielen Komponenten des Erazer X67099 noch Luft nach oben, was den Preis allerdings auch nach oben getrieben hätte. Wir sind seit S-Frame und H-Frame 2.0 große Fans des taiwanesischen Gehäuseherstellers In Win. Auch das 101 gefällt uns ausgesprochen gut, Medion hätte hier nur zum In Win 101C greifen können, wo USB-C verbaut ist und die LED für das transparente Panel mit der Erazer-Aufschrift in RGB statt nur rot leuchten würde.
Dafür schickt Medion ein Seitenfenster aus Glas mit, besticht durch sehr aufgeräumtes Kabelmanagement, verbaut hinsichtlich der Farbgebung einheitliche Hardware und mit In Win Polaris nicht gerade die günstigsten Lüfter. Der Erazer X67099 ist schlicht, aber trotzdem eine Augenweide. Hat man erstmal rausgekriegt, dass sich der Startknopf unter dem Erazer-Glas-Panel versteckt, leuchtet der Innenraum nacheinander in allen Farben des Regenbogens auf, um dann bei einem beruhigendem Blau zu bleiben.
Sehr angenehm finden wir den Trend selbst leuchtender Komponenten. Während Casemodder ihre Hardware früher mit Kaltlichtkathoden oder LED-Stripes anstrahlten, tragen das MSI MPG Z390M Gaming Edge AC Mainboard, die GeForce RTX 2070 Armor 8G vom gleichen Hersteller und Case sowie Lüfter von In Win ihre Beleuchtungszonen.
Mit dem Razer Firefly-Mauspad verstehen sich die LEDs der MSI-Hardware und In Wins Polaris-Lüfter super. Unsere ASUS ROG Gladius II Maus und die Razer Blackwidow Elite Tastatur tanzen mit ihren Farben aus der Reihe. Synchronisierte Verläufe wie „Spektrum/Regenbogen“ sind so nicht machbar. Die 64 GB G.Skill Trident Z RGB CL14 (4x 16GB), mit denen wir die Aufrüstfähigkeit des Mainboards getestet haben, werden ebenfalls von der MSI Mystic Light Software erkannt und synchronisiert.
Die In Win Polaris Lüfter und Alphacools Eisbär 360 LT Wasserkühlung sehen nicht nur cool aus, sie kühlen tatsächlich auch sehr effektiv. Obwohl nicht unhörbar, würden wir den Medion Erazer X67099 Gamer mitunter noch als Silent-PC durchgehen lassen. Wir haben die RTX 2070 auf über 2 GHz im Unigine Valley laufen lassen und dem Intel Core i7-8700 Prozessor per Prime dauerhaft 4,3 GHz auf alle 6 Cores gegeben – Er bleibt unter 80°C und die Nvidia RTX um die 70°C. Klasse Werte, wie wir finden, vor allem weil die Kühlung bei 36 Dezibel ihr Maximum erreicht.
Es gibt hier aber noch Verbesserungspotential, falls ihr euch den Umgang mit dem Schraubenzieher im Gehäuse zutraut: Wir haben die drei Radiator-Lüfter im Gehäuseboden gedreht, so dass sie kalte Umgebungsluft ins Gehäuse ziehen. Vorher haben sie die aufgeheizte Luft im Innern durch den Wärmetauscher nach Draußen gedrückt. Der Intel Core i7-8700, der bei 4,3 GHz auf allen Kernen nach 30 Min Dauerlast auf bis zu 80°C lief, honoriert den Kamineffekt mit kühlem Zustrom mit einer Maximaltemperatur von 65°C. Auch die Nvidia GeForce RTX 2070 läuft etwas kühler mit 68°C statt 71°C.
Im Übrigen würde das In Win 101 Gehäuse auch einen weiteren Radiator fassen. Je nach Bauhöhe und Geschick beim Modding muss vielleicht einer der unteren Lüfter weichen, aber dafür passt dann ein 240er darüber, der auch die Grafikkarte in den Kreislauf aufnehmen kann. Der Schnelltrenner von Alphacool lässt sich ohne Tropfen öffnen.
Ein Gaming-PC lebt von der richtigen Kombination von CPU-Power und Grafikkarte und wir empfinden den Core i7-8700 mit RTX 2070 als ausgewogen. Letztere zählt zu den Preis-Leistungs-Siegern in der High-End-Klasse, mehr Power in Form der RTX 2080 oder sogar 2080 Ti fordert wieder überproportional mehr Kosten. Als High-End-Enthusiasten hätten wir uns, gerade angesichts der Alphacool Eisbär Wasserkühlung einen Intel Core i9-9900K gewünscht. Als vernünftige Gamer sehen wir aber ein, dass ein freier Multiplikator, zwei Kerne mehr und 5 GHz nicht unbedingt sein müssen.
In den meisten Anwendungen und Games kommt der i7-8700 locker klar. Battlefield V zum Beispiel nutzt alle 12 Threads sehr gleichmäßig bis 70 Prozent und auch Szenen mit vielen Objekten und Gegnern auf großen Multiplayer-Maps bringen die CPU nicht ans Limit. Mit 16 GB 2400 MHz DDR4 Arbeitsspeicher verbaut Medion zwar nicht den schnellsten RAM, dafür kann der Kingston HyperX Fury für etwas mehr als 100 Euro für zwei weitere 8 GB Module verdoppelt werden. Zum Zocken reichen auch 16 GB locker, selbst bei Tab-Messies im Chrome-Browser. Gerade eben belegen 56 Chrome-Tabs rund 40 Prozent und wir schließen den Browser meist nicht extra, bevor wir ein Spiel starten, es sei denn für Benchmarks.
Nvidias neue Turing-GPUs können realistisches Licht berechnen. Die Raytracing-Technologie ist nichts neues, dass das Licht nun in Echtzeit berechnet wird aber schon. Bis zur Vorstellung der RTX-Familie wurde Licht durch viele Techniken sehr glaubhaft gefaked, erst jetzt erreichen Grafik-Architektur und Performance das für Raytracing nötige Level.
Battlefield V ist eines der ersten Spiele, was das DXR genannte Feature unterstützt und der RTX 2070 gleich ihre Grenzen aufzeigt. Wir zocken an einem Acer Predator X34 Monitor, der für uns ganz nebenbei der ideale Monitor für Gaming und Arbeit ist. Das 34 Zoll große, 100 Hz schnelle IPS-Panel füllt im 21:9-Kinoformat extrem viel vom Blickfeld, ist mit 3.440 x 1.440 Pixeln scharf aber um 40 Prozent weniger belastend als ein 4K-Bild von 3.840 x 2160 Pixeln. Der X34 unterstützt G-Sync, weswegen das Bild auch flüssig und schlierenfrei dargestellt wird, wenn die Framerate mal unter 60, 50 oder gar 40 FPS fällt.
Nun zur Crux: Raytracing kostet enorm Performance. Szenen, die in 3.440 x 1.440 Pixeln mit Ultra-Details auf 100 FPS kommen, erreichen selbst mit DXR auf niedrig nur 50-60 FPS. Immerhin ist der optische Sprung dann schon gemacht, weitere Verfeinerungen beim Raytracing mit Mittel bringen nicht mehr viel. Hoch und Ultra ist nur mit einer Nvidia GeForce RTX 2080 oder der Ti-Variante zu empfehlen. Hey wir wollen nicht rumheulen, die RTX 2070 ist eine mehr als potente Karte, von der viele Gamer träumen. Die MSI-Fassung kommt ohne „A-Chip“ und Werksübertaktung (diese Modelle der 2070 sind meist um die 100 Euro teurer), dementsprechend ist um die 2 GHz Schluss.
Assassins Creed: Odyssey, Star Wars: Battlefront II, The Witcher 3 und ältere Games wie Mass Effect: Andromeda bereiten der Karte keine Probleme, oft könnt ihr sogar 4K-Auflösungen anwählen.
Nicht nur die Kernkomponenten CPU und GPU passen, bei Medion kann man auch mit dem Rest was anfangen. Das MSI-Board bringt neben ausreichend Ports (6x USB 3.0, USB-C 3.1 Gen2, USB-A 3.1 Gen2) auch WLAN-ac und Bluetooth 5.0 mit.
Es trägt zudem eine flotte SSD im M.2-Slot. Der Phison-Speicher bietet 512 GB, wovon nach Abzug der Recovery-Partition noch 474 GB als Laufwerk C: zur Verfügung stehen. Die sequentiellen Datenraten von rund 1.800 MB/s Lesen und 2.000 MB/s Schreiben fallen erwartungsgemäß aus, in 15 Sekunden ist der Medion Erazer X67099 Gaming-PC hochgefahren.
Als Datengrab bietet Medion eine Seagate BarraCuda Festplatte mit 2 TB, nutzbar sind davon 1,78 TB und die Geschwindigkeiten von 230 MB/s Lese- sowie Schreibrate gehen auch in Ordnung. Neben Windows 10 Home finden sich noch die zwei MSI-Programme Dragon Center und Mystic Light sowie der McAfee Virenscanner als nervige Testversion. Ansonsten bleibt Medion hier clean.
Beim Netzteil, dem Seasonic Focus Plus Gold, haben wir uns ganz besonders gefreut, dass Medion auch hier auf Markenware setzt. Höhere Leistungsklassen für den Prozessor oder die Grafikkarte sind damit kein Problem.
Für alle, die Leistung brauchen aber nicht selber zusammenbauen, die auf solide Hardware setzen, aber auch Garantie aufs System bekommen und die vor allem nicht zu viel zahlen wollen, ist der Medion Erazer X67099 der richtige in der Preisklasse. Wir können uns nicht erinnern, dass ein OEM schon mal einen so stimmigen Komplett-PC im Sortiment hatte. Alles ist Plug & Play, sieht schick aus, läuft schnell, kühl und leise.
Der Erazer X67099 beeindruckt mit seiner Leistung, ein Intel Core i7-8700 und die MSI GeForce RTX 2070 sind ein sehr stimmiges Gespann. Gaming in FullHD, 1440p und bei älteren Games auch 4K ist mit der Performance machbar, in Titeln mit Raytracing darf die Lichtsimulation in Echtzeit aber nicht auf höchster Stufe laufen. Unter Last wird die aufwendige Kühlung mit Alphacool Eisbär für die CPU, dem Armor-Kühler auf der RTX 2070 und den 6 In-Win-Lüftern hörbar, bleibt aber bei angenehmen Tieftönen und vergleichsweise leise.
Wir finden genug schnellen Speicher mit der 512-GB-Phison-SSD und der 2 TB HDD von Seagate, 16 GB DDR4 RAM passen auch und wer aufrüsten will, wird durch das hochwertige Seasonic-750W-Netzteil nicht daran gehindert. Obendrauf gibt es 2 Jahre Garantie und das vorinstallierte Windows 10. Der Medion Erazer X67099 ist ein Rundum-Sorglos-Paket, weil keine der Komponenten stiefmütterlich vernachlässigt wurde.
Wir werden Medion empfehlen, die Lüfter nach unserem Schema zu drehen und sind schon auf die kommenden Rechner mit Team Rot, sprich AMD-Hardware, gespannt.
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