So. Dez 22nd, 2024

Beim Akku-Aufladen in der Nacht und im täglichen Gebrauch des Smartphones kann der Nutzer viele Fehler machen, die sich negativ auf Kapazität und Lebensdauer der Energiezelle auswirken. Wir zeigen Ihnen, worauf Sie achten sollten und stellen neue Schutzmaßnahmen der Hersteller vor.

Lithium-Ionen-Akkus sitzen mittlerweile fest im Gehäuse von Smartphones und Tablets. Schon deswegen zahlt sich der fachgerechte Umgang damit schnell aus – denn mit einem beschädigten Akku wird in der Regel das ganze Gerät unbrauchbar. Um die Lebensdauer der Energiezellen zu verlängern, und um die maximale Kapazität möglichst lange zu erhalten, können Sie ein paar einfache Regeln beachten.

Nächtliches Aufladen schadet dem Akku – manchmal
Klar, die meisten Nutzer machen es so: Vor dem Schlafengehen schließen wir das Smartphone ans Ladegerät an, beim Aufstehen steht das Handy dann mit maximaler Ladung zum Einsatz bereit, der Lithium-Akku präsentiert sich mit kräftigen 100 Prozent. Tatsächlich geht es dem Akku in diesem Moment aber gar nicht so gut, schon die vorhergehenden Stunden waren eine Tortur. Das hat einen einfachen Grund: Weil das Gerät in der Regel nach ein, zwei Stunden voll geladen ist, wird es vom Ladegerät (bis zum Aufstehen) noch viele Stunden am Kapazitätslimit gehalten. Tröpfchenladung und der Überladungsschutz verhindern zwar ernste Schäden, alleine das regelmäßige und stundenlange „Verweilen“ des Akkus auf dem hohen Ladungsniveau wirkt sich aber negativ aus: Die chemische Alterung der Batterie wird beschleunigt.

Weil mit steigender Ladung auch die Spannung im Akku zunimmt, haben die Lithium-Zellen so eine Art Komfort-Zone – und die liegt zwischen 30 und 70 Prozent der maximalen Energie-Speicherkapazität. Jenseits dieses Fensters liefert der Akku zwar noch zuverlässig Strom, die interne Abnutzung nimmt aber zu und der nächste Austausch rückt näher.

Das Problem der nächtlichen Energie-Überdosis ist Herstellern und App-Entwicklern längst bekannt, auf beiden Seiten gibt es Initiativen zur Gesundheitspflege der ionisierten Stromspeicher. Während Apple, OnePlus und Co. dem Energiemanagement neuerer Modelle einen (optionalen) Eigenschutz verpassen, ermöglichen verschiedene Android-Apps ähnliche Funktionen auch auf älteren Geräten. Nächtliches Aufladen wird damit völlig unproblematisch.

Manche Geräte schützen sich selbst: Neuen Initiativen der Hersteller
Für Nutzer neuerer Smartphones gibt es gute Nachrichten: Hersteller wie Huawei, Sony, Google oder Apple haben sich den lädierten Akkus angenommen und speisen neue Schutzfunktionen in ihre Produktserien ein.

OnePlus
Hier steht der noch neue Akku-Wächter unter dem Namen „Optimiertes Aufladen“ ab OxygenOS 10.0 zur Verfügung. Die Funktion können Sie unter „Einstellungen/Akku“ einfach zuschalten. Das Smartphone merkt sich dann, zu welcher Uhrzeit Sie morgens üblicherweise aus dem Bett klettern und erledigt den kritischen letzten Ladungsschritt von 80 auf 100 Prozent erst kurz vor dem Aufstehen – also so spät wie möglich.

Google
Google bietet für seine Geräte ab Pixel 4 ebenfalls einen integrierten Akku-Schutz beim Aufladen. Unter „Einstellungen/Akku/Intelligenter Akku“ finden Sie die Funktion „Adaptives Laden“. Wer sein Gerät damit nach 21 Uhr auflädt und gleichzeitig einen Wecker zwischen 5 und 10 Uhr morgens stellt, hat beim Aufstehen ein frisch geladenes Smartphone in der Hand: Die vollständige Ladung wird dabei erst kurz vorm Klingeln des Weckers abgeschlossen.

Samsung
Bei Samsung finden wir eine entsprechende Funktion bisher leider nur bei ausgewählten Tablets wie dem Galaxy Tab S6 oder Galaxy Tab S7 . Unter „Einstellungen/Gerätewartung/Akku“ ist die Funktion „Akku schützen“ zu finden. Die Koreaner haben sich eine bemerkenswerte Lösung ausgedacht: Bei aktivierter Funktion wird hier nicht etwa der Ladungsprozess neu gestaltet, das Gerät definiert einfach die maximale Kapazität des Akkus um – auf 85 Prozent. Nach einem Neustart klettert die Anzeige beim Laden dann zwar wieder auf 100 Prozent, das tatsächliche physische Ladungsniveau bleibt aber auf 85 Prozent der maximalen Kapazität begrenzt.

Apple/iPhone
Nutzer eines iPhones haben seit iOS 13 die Möglichkeit, ihrem Akku unter die Arme zu greifen. Das klappt mit der Funktion „Optimiertes Laden der Batterie“. Auch damit soll vor allem das Zeitfenster reduziert werden, indem der Akku stark geladen ist. Das vollständige Aufladen über 80 Prozent wird dabei in bestimmten Situationen verzögert oder gar nicht erst durchgeführt – wenn das iPhone etwa ausrechnet, dass der nächste Ladezyklus früh genug ansteht. Bei Apple ist die Funktion auch vom eigenen Standort abhängig, so sollen Energielücken etwa auf Reisen oder im Urlaub vermieden werden.

Huawei
Bei Huawei hört der Akku-Assistent auf den Namen „Smart Charge“ und steht ab EMUI 9.1 beziehungsweise Magic UI 2.1 zur Verfügung. „Unter Einstellungen/Akku/Weitere Einstellungen“ lässt sich die Funktion zuschalten, das Aufladen des Gerätes wird damit nachts pauschal bei 80 Prozent beendet und erst vor dem Aufstehen abgeschlossen. Auch hier werden Nutzungsverhalten und gegebenenfalls ein gestellter Wecker in die Planung einbezogen.

Sony
Sony setzt schon seit einigen Jahren auf einen sorgsamen Umgang mit dem verbauten Energielieferanten. Die Funktion „Batteriepflege“ finden Sie bei vielen Modellen hier ebenfalls in den Akku-Einstellungen. Das Gerät lernt dabei, wann und wie lange Nutzer das Ladekabel anschließen und passt das Ende der Aufladung so ab, dass es zeitlich mit dem Trennen der Stromzufuhr zusammenfällt. Auch eine Höchstladung von 80 oder 90 Prozent lassen sich die Sony-Geräte vorschreiben.

Verschleiß vorbeugen: Mit Android-Apps
Sie haben kein sehr neues Smartphone, Ihr Hersteller hat noch keinen Akku-Schutz implementiert oder Sie möchten sich Ihre Schutzfunktionen gerne aussuchen? Kein Problem, dann helfen Sie sich eben selbst, dafür gibt es mehrere einfache Möglichkeiten. Und keine Sorge: Bei keiner dieser Lösungen müssen Sie nachts den Wecker stellen, um ein Ladekabel aus der Steckdose zu ziehen.

Der schnellste und einfachste Weg zu mehr Kontrolle über den Android-Akku führt über unsere App-Teststrecke. In den besten Akku-Apps für Android finden Sie hilfreiche Tools rund um den mobilen Energiegeber. Mit Apps wie „AccuBattery“ oder dem „Akku Saver“ passen Sie etwa Ladungsströme an oder erhalten eine Warnung, sobald ausgewählte Energieniveaus erreicht sind. Um das Aufladen bei einem bestimmten Prozentsatz automatisch zu beenden, eignet sich auch die App „Battery Charge Limit [ROOT]“ – die setzt aber Root-Zugriff voraus.

Verschleiß vorbeugen: Per Hardware
Wer weder vom Hersteller noch vom Play Store Hilfe bekommt, der kann den Ladungsprozess mobiler Geräte auch per Hardware regeln. Dafür gibt es einen kleinen USB-Switch Namens „Chargie“, der einfach als Brücke zwischen Ladegerät und Smartphone gesteckt wird. Mit einer zugehörigen App stellen wir Kapazitätslimits damit prozentgenau ein, der Bluetooth-Stecker liefert anschließend den entsprechenden Ladungsstrom – und kein Watt mehr. „Chargie“ gibt’s für rund 30 Euro auf der Webseite des Anbieters .

Tipps & Tricks für einen langlebigen Akku: Diese Fehler vermeiden
Auch jenseits vom nächtlichen Laden kann man im Umgang mit Lithium-Ionen-Akkus einiges falsch machen. Mit ein paar einfachen Tipps und Tricks bleibt das Kernbauteil länger leistungsfähig:

Möglichst lange „gesunde“ Ladungsniveaus halten: Denken Sie daran, dass der chemische Alterungsprozess des Akkus jenseits von 30 bis 70 Prozent Ladung wesentlich schneller vorangeht. Es lohnt sich also, komplett entladene Geräte zumindest kurz aufzuladen. Zudem sollten sie es möglichst vermeiden, zu früh die Steckdose zu suchen: Ein halbvoller Akku muss zum Beispiel nur geladen werden, wenn Sie auf die verlängerte Laufzeit anschließend auch angewiesen sind.

Sehr hohe und tiefe Temperaturen meiden: Lithium-Ionen-Akkus vertragen weder sehr hohe noch sehr niedrige Temperaturen gut. Versuchen Sie es also zu vermeiden, Smartphones oder Tablets jenseits von -10 bis +40 °C zu betreiben – auch das Aufladen sollten Sie bei solchen Temperaturen besser unterlassen.

Häufiges Schnellladen vermeiden: Schnelladen ist sicher komfortabel, für Ihren Akku ist es aber nicht immer die beste Wahl: Mit den damit verbundenen hohen Stromstärken geht meist auch ein hoher Temperaturanstieg einher. Wer also nicht zeitnah auf das mobile Gerät angewiesen ist, kann sich beim Laden Zeit lassen. Auch das Entfernen von Handy-Hüllen kann den Temperaturanstieg beim Aufladen mindern.

Lithium-Akkus niemals restlos entleeren oder leer lagern: Wenn man Lithium-Akkus restlos erschöpft, spricht man von Tiefenentladung. Dabei kann die Spannung des Akkus soweit sinken, dass die Energiezelle schwer beschädigt wird. Im normalen Gebrauch ist das Risiko dafür aber relativ gering, oft geht das Phänomen eher auf defekte Hardware zurück. Sie sollten Ihre Akkus aber nach Möglichkeit nicht leer lagern: Zur Aufbewahrung eignet sich eine Schutzladung von 70 Prozent.

Meiden Sie billige Ladegeräte und Kabel: Beim Kauf von Ladekabeln und entsprechenden Steckern kann es sich lohnen, den einen Euro mehr auszugeben. Hier ist es entscheidend, dass die gekaufte Hardware über eine Ladungs-Steuerung verfügt und dass es sich dabei nicht um eine minderwertige Billig-Schaltung handelt – sonst droht Überladung.

Fazit:
Langes Laden und hohe Ladungsniveaus sollten Sie bei Lithium-Ionen-Akkus möglichst vermeiden, denn die damit verbundene hohe Spannung kann den internen Kapazitätsverlust beschleunigen – egal zu welcher Tageszeit. Viele neuere Geräte mit entsprechenden Schutzfunktionen können den Ladungsverlauf inzwischen aber selbst schonend regeln, Apps und Steuergeräte von Drittanbietern eignen sich ebenfalls zur Akku-Pflege. Auch Umsicht hilft: Wer das Smartphone nur dann voll auflädt, wenn er die maximale Laufzeit tatsächlich benötigt, der erweist seinem Akku bereits einen großen Dienst.

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Von bella