Für die Bestellung der Druckertinte den Rechner hochfahren? Einen Kinokracher auf dem mickrigen Smartphone-Display anschauen? Und fürs elektronische Buch ernsthaft einen eBook-Reader anschaffen? All das und noch mehr geht besser oder einfacher mit einem Tablet. Vor dem Spaß kommt aber der Stress mit der Geräteauswahl. Sie haben es da leichter, denn COMPUTER BILD hat in diesem Tablet-Test aktuelle Topmodelle wie das Apple iPad Pro 11 (2018), Apple iPad Pro 12.9 (2018), Apple iPad (2018), Apple iPad Air (2019), Apple iPad mini (2019), Samsung Galaxy Tab S4, Samsung Galaxy Tab A 10.5, Huawei MediaPad M5 10 Pro, Huawei MediaPad M5 10, Huawei MediaPad M5 Lite und Huawei MediaPad M5 8 geprüft. Ebenfalls im Test: richtig günstige Tablets wie das Alcatel 1T 7 und Alcatel 1T 10. Die Redaktion erklärt zudem, worauf es beim Tablet-Kauf wirklich ankommt.
Apple: Fünf neue iPads
Apple ist weltweit unangefochtener Marktführer unter den Tablet-Herstellern: Das US-amerikanische Unternehmen setzt pro Quartal fast 5 Milliarden US-Dollar mit iPads um. Und auch hierzulande sind die Geräte sehr beliebt. 2018 kauften die Deutschen über 6 Millionen Tablets. Jedes vierte Gerät war ein iPad, macht unterm Strich gut 1,5 Millionen Exemplare! Damit dieser Motor nicht ins Stottern gerät, hat Apple das 9,7-Zoll-iPad einer Überarbeitung unterzogen. Die wesentlichen Änderungen: Das iPad (2018) hat für mehr Dampf den A10-Prozessor aus dem iPhone 7 erhalten, das Display bekam zusätzliche Sensoren. So fertigt der Nutzer Notizen und Zeichnungen mit unterschiedlichen Strichstärken per Apple Pencil an. Erstaunlich: Die Einstiegsversion des iPad (2018) kostet moderate 350 Euro. Mehr als doppelt so teuer sind hingegen die komplett runderneuerten Edel-Tablets iPad Pro 11 (2018) und iPad Pro 12.9 (2018). Kein Wunder: Beide Modelle arbeiten mit bärenstarken A12X-Prozessoren und bieten knackscharfe Displays – eingefasst mit ganz schmalen Rahmen. Und weil zwischen dem günstigen iPad (2018) und den teuren Pro-Modellen eine riesige (Preis-)Lücke klafft, hat Apple kürzlich die Klassiker iPad Air (2019) und iPad mini (2019) einer Runderneuerung unterzogen.
Alles neu bei Samsung
Unter den Tablet-Herstellern rangiert Samsung aktuell auf Platz 2. Die Koreaner wollen den Anschluss zum Branchenprimus Apple nicht verlieren und bringen kurz vor dem Weihnachtsgeschäft 2018 zwei runderneuerte Modelle auf den Markt: das Top-Modell Galaxy Tab S4 und das Mittelklasse-Tablet Galaxy Tab A 10.5. Letzteres ist der Nachfolger des seit 2016 erhältlichen Bestsellers Galaxy Tab A 10.1, der aber weiterhin erhältlich ist und den Samsung ab sofort mit mehr Speicher (32 statt 16 Gigabyte) anbietet. Zudem stellt der Hersteller das robuste Galaxy Tab Active 2 mit stärkerer Hardware ins Regal.
Auch Huawei mit runderneuerten Tablets
Radikal ging auch Huawei bei den Modellen MediaPad M5 10 Pro, MediaPad M5 10, Huawei MediaPad M5 Lite und MediaPad M5 8 vor: Mit neuen Gehäusen, besseren Displays und stärkeren Prozessoren sollen die 10,8, 10,1 und 8,4 Zoll großen MediaPads Kunden überzeugen. Neue Käufer will auch Amazon anlocken: Der Online-Versandhändler spendiert seinem großen Fire HD 10 eine potentere CPU und die Sprachsteuerung Alexa. Mit dem Fire HD 10 Kids Edition stellt Amazon ein großes Kinder-Tablet mit altersgerechter Systemoberfläche „Freetime“ in seinen Online-Shop. Aldi-Lieferant Medion will derweil mit dem edlen LifeTab X10607 viel Tablet für wenig Geld bieten.
Die folgende Grafik des Online-Preisportals idealo zeigt die Tablet-Nachfrage auf den Webseiten der Preissuchmaschine in den ersten Monaten des Jahres 2018. Das Interesse an Geräten von Apple ist dabei am größten.
Die iPads im Test: Wie aus einem Guss
Erstaunlich: Das Medion LifeTab X10607 fühlt sich richtig edel an, dazu trägt die massive rückseitige Aluabdeckung genauso bei wie die gute Verarbeitung. Mit 544 Gramm ist es aber selbst für ein großes 10-Zoll-Tablet recht schwer. Zum Vergleich: Das noch größere und sündhaft teure iPad Pro 11 bringt es auf nur 468 Gramm, die kleinere 9,7-Zoll-Version iPad (2018) ist 7 Gramm schwerer. Und diese beiden Tablets sowie das ganz große iPad Pro 12.9 (630 Gramm) fühlen sich noch toller an: Hier wirkt alles wie aus einem Guss, die fein abgerundeten Kurven schmeicheln der Hand, auf einen Materialmix aus Kunststoff und Alu wie beim Medion haben die US-Amerikaner verzichtet. Auf ähnlich hohem Niveau bewegt sich übrigens der „Wohlfühlfaktor“ bei den beiden Huawei MediaPads M5 und auch das Samsung Galaxy Tab S4. Mit ihrer Anmutung und Verarbeitungsqualität spielen beide in der iPad-Liga. Da können das Samsung Galaxy Tab A 10.5 und das Active 2 nicht mithalten, sie stecken wie das Amazon Fire HD 8 2018 in einem Kunststoffkleid. Diese Tablets fühlen sich daher nicht so wertig an.
Tablet-Display: Darauf kommt es an!
Aber ein Tablet kann noch so edel, leicht und schön sein – es bringt herzlich wenig, wenn sein Display schwächelt. Worauf kommt es tatsächlich an?
·Auflösung: Viel hilft nicht immer viel, aber ein aktuelles Tablet-Display sollte Fotos und Videos mit mindestens 1920×1200 Pixeln zeigen. Andernfalls bleiben wie beim Samsung Active 2 Details auf der Strecke, die Schärfe bewegt sich auf einem geringen Niveau, weil das Active-2-Display nur 1280×800 Pixel wiedergeben kann. Noch schlimmer: Modelle wie das Alcatel 1T 7 dessen Display Inhalte nur mit 1024×600 Pixeln schwammig zeigen. Zudem tritt beim 1T 7 ein unangenehmer Flimmer-Effekt auf, fast wie bei einem Blick auf eine Postkarte mit 3D-Effekt.
·Farbtreue: Farben muss das Tablet möglichst originalgetreu zeigen. Schließlich soll der blaue Himmel des Urlaubsfotos nicht als graue Suppe auf dem Tablet erscheinen.
·Kontrast und Helligkeit: Auch ein hoher Kontrast ist wichtig für eine knackige Darstellung – das beherrschten alle geprüften Tablets. Wer mit dem Tablet viel unterwegs ist, weiß zudem ein Display mit viel Helligkeit zu schätzen, nur so ist auch bei Sonnenschein etwas auf dem Bildschirm zu erkennen. Und hier gibt es große Unterschiede: Während das Medion LifeTab X10607 selbst bei maximalen Helligkeitseinstellungen recht dunkel bleibt (388,1 Candela/m2), strahlt das iPad Pro 12.9 schön hell mit 636 Candela/m2.
·Touchscreen: Das Display ist aber nicht nur ein schnöder Bildschirm, schließlich muss er auch Eingaben per Fingertipp präzise und ohne Verzögerungen umsetzen. In diesem Prüfpunkt offenbarte aber keiner der Testkandidaten Schwächen – alle Touchscreens reagierten schnell und genau auf Eingaben.
Warum sind die iPads so schnell?
Ebenso wichtig ist auch ein möglichst hohes Arbeitstempo. Schließlich ruinieren lange Ladezeiten, ruckelnde Videos und stotternde Spielfiguren jeglichen Spaß bei der Tablet-Bedienung. In dieser Prüfung setzten sich die iPads wieder mal deutlich vom Rest des Testfelds ab. Aber warum ist das eigentlich so? Ein wichtiger Grund: Im Gegensatz zu den Konkurrenten produziert Apple nicht nur Hardware, sondern auch das Betriebssystem iOS für seine iPads. Und das spüren Nutzer: Hard- und Software arbeiten perfekt zusammen. Zudem entlastet Apple die Hauptprozessoren A12X und A10 für ein hohes Arbeitstempo mit einer zusätzlichen CPU M12 beziehungsweise M10. Die kümmert sich fast ausschließlich um die Datenverarbeitung der eingebauten Sensoren – dazu zählen Ortung per GPS, Lage, Beschleunigung und Helligkeit des Tablets.
Zwei CPU-Quartette für Androiden
Die Android-Tablets gehen im Test einen anderen Weg. Ihre CPUs basieren auf einem Chip der britischen Firma ARM mit sogenannter big.LITTLE-Technik, das heißt: Bei anspruchsvoller Software wie Spielen oder Photoshop springt das starke Prozessorquartett an („big“ respektive „groß“); bei einfachen Aufgaben wie Facebook, Spotify & Co. übernimmt die schwächere Vierergruppe („little“, also „klein“). Die CPUs arbeiten dadurch nicht ständig mit Volldampf: Die Aufsplittung der Prozessorkerne in zwei Gruppen soll Energie sparen und so den Akku schonen. Aber die verwendeten Prozessoren sind Modelle unterschiedlicher Leistungsklassen – und das spiegelte sich in den Tempomessungen wider: Unter den Android-Modellen lieferten die beiden Huawei MediaPads M5 nach den iPads die höchsten Geschwindigkeitswerte – auch dann, wenn viele Apps und Internetseiten („Tabs“) parallel geöffnet waren. Die MediaPads M5 arbeiten mit dem Oberklasse-Prozessor Kirin 960, den Huaweis Tochterunternehmen HiSilicon entwickelt hat. Da konnte die Mittelklasse-CPU Qualcomm Snapdragon 430 (MSM 8937) des Medion LifeTab X10607 nicht mithalten – es war am Ende das Schlusslicht in den Tempoprüfungen.
Akkulaufzeit im Test: Sparsame Tablets?
Aber wie knausrig gehen die Tablets mit der im Akku gespeicherten Energie um? Die Spanne der Akkulaufzeiten war gewaltig im Test – und in dieser Prüfung lagen nicht die iPads an der Spitze, sondern das Huawei MediaPad M5 Lite. Es schaffte bei intensiver Nutzung sensationelle 17 Stunden und 57 Minuten ohne Steckdose, bei geringer Nutzung 52 Stunden und 32 Minuten.
Diese Extras sind extrem wichtig
Für den Kauf eines Tablet-PCs sind aber auch vermeintlich kleine Details wichtig – zum Beispiel diese:
·WLAN-ac, LTE: Für den schnellen Internetzugang zu Hause sollte das Tablet wie die hier geprüften Modelle flinkes WLAN-ac haben. Und wer auch unterwegs ins Netz will, sollte ein Tablet mit LTE wählen. Das haben mit Ausnahme des Fire HD 8 alle Kandidaten an Bord.
·Erweiterbarer Speicher: Die beiden iPads haben in der von COMPUTER BILD geprüften Ausstattungsvariante zwar sehr viel Speicher an Bord, der lässt sich aber wie beim Rest des Testfelds nicht per microSD-Karte erweitern. Das ist insbesondere dann sehr wichtig, wenn der eingebaute Speicher wie beim Samsung Galaxy Tab Active 2 mit nur 7,2 Gigabyte sehr knapp bemessen ist.
·Ordentliche Kameras: An vernünftigen Linsen sparen die Hersteller oft und gern. Die Folge: In Videotelefonaten erfasst die Frontkamera das eigene Konterfei wie mit dem Fire HD 10 schwammig, die rückseitige Linse liefert unscharfe Fotos und Videos mit verfälschten Farben – so wie beim Medion. Im Test hatten nur die iPads und die MediaPads für Tablet-Verhältnisse halbwegs vernünftige Kameras an Bord.
Test-Fazit: Tablet-PCs im Vergleich
Auf den ersten fünf Rängen platzieren sich aktuell ausschließlich iPads: In diesem Vergleich erreichte das Apple iPad Pro 11 den ersten Platz, dicht dahinter folgen das Apple iPad Air (2019) auf Rang zwei und das Apple iPad mini (2019) auf dem dritten Rang. Den vierten Platz belegt das iPad Pro 12.9 (2018), das iPad (2018) Rang fünf. Alle fünf iPads überzeugen mit dem besten Paket: Die Verarbeitung ist ohne Fehl und Tadel, die Bildqualität sehr hoch, das Arbeitstempo absolute Spitze. Der Test zeigte auch: Es muss nicht unbedingt das teure iPad Pro sein – das viel günstigere iPad 2018 ist nur marginal schlechter. Der Test offenbarte aber auch, dass die Konkurrenz in Schlagdistanz ist: Das Samsung Galaxy Tab S4 rangiert direkt hinter den iPads.
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