Nikon Z9 im Test: Autofokus jetzt noch besser!

Testfazit
Die Nikon Z9 ist ein echter Brocken, aber einer, der es in sich hat: Die Top-Profi-Systemkamera kann alles – und alles richtig gut: Egal ob Bildqualität bei Fotos und Videos oder Tempo bei Autofokus und Serien, die Z9 punktet immer. Eines der vielen Highlights ist der Sucher – komplett verzögerungsfrei und selbst an Tagen mit srahlendem Sonnenschein richtig hell. Das wuchtige Gehäuse der Z9 ist sehr solide, liegt perfekt in der Hand und bringt einen extrem ausdauernden Akku unter. Die Nikon Z9 lässt die bisherigen Top-Profi-Spiegelreflexmodelle klar hinter sich, etwa dank der rasanten und genauen Motiverkennung des Autofokus.

Nach Canon und Sony bringt Nikon eine Top-Profi-Systemkamera, die die bisherigen Spiegelreflexmodelle ablösen soll. Die Nikon Z9 tritt die Nachfolge der Nikon D6 an und überzeugte im Test auf ganzer Linie: mit Top-Tempo, Top-Bildqualität und einem ganz besonderen Sucher.

Mehr Pixel für Profis
Bislang hatten die Top-Profimodelle bei Nikon eine eher niedrige Auflösung: Die Nikon D6 schießt beispielsweise Fotos mit 20 Megapixeln. Die Nikon Z9 hat dagegen einen 45-Megapixel-Sensor. Warum? Weil sie auch in 8K filmt. Der Sensor hat die gleiche Auflösung wie der von Nikon Z7 und Nikon Z7 II (8256×5504 Pixel), ist aber komplett neu und hat einen frischen Prozessor (Expeed 7) bekommen. Der sorgte im Testlabor für deutliche bessere Ergebnisse bei Schummerlicht. Mit hoher ISO-Einstellung sind die Fotos der Z9 klar schärfer als bei der Z7 oder der Z7 II. Im Vergleich mit der Nikon D6 sehen die Aufnahmen der Z9 trotz deutlich höherer Auflösung richtig klasse aus – bei gutem Licht sind sie viel detailreicher, bei schlechtem Licht die Z9 prima mit. Erst bei sehr hoher ISO-Einstellung (jenseits von ISO 12.800) wirken die Fotos der D6 manchmal etwas besser. Wer dann in RAW fotografiert und die Aufnahmen mit der kostenlosen Nikon-Software NX Studio oder mit Adobe Photoshop CC „entwickelt“, merkt aber nur noch einen geringen Unterschied. Da ist die Z9 einfach die universellere Profi-Kamera in Sachen Bildqualität und liefert Aufnahmen in Top-Qualität.

Extrem schneller Autofokus
Ein Nachteil vieler Systemkameras war lange Zeit der Autofokus. Nicht so sehr bei der Motiverkennung – da sind Systemkameras schon lange besser als Spiegelreflexkameras –, sondern eher bei der Schärfenachführung. Hier war bislang die Nikon D6 der Maßstab für Tempo und Genauigkeit, dicht gefolgt von der Canon EOS-1D X Mark III. Die Nikon Z9 ist hier die erste Systemkamera auf Augenhöhe, sie ist noch einmal ein Quäntchen besser als die bisher besten, die Canon EOS R3 und die Sony Alpha 1. Der neue Bildprozessor (Expeed 7) sorgt zusätzlich für eine schnelle und genaue Motiverkennung. Hat der Autofokus einmal das Objekt der Wahl erkannt, bleibt die Z9 dran, selbst wenn es kurzzeitig verdeckt ist. Für die meisten Motive darf also die automatische Messfeldwahl und die automatische Motiverkennung eingeschaltet bleiben. Praktisch: Sie müssen die Augenerkennung nicht wie bei vielen anderen Systemkameras zwischen Menschen und Tieren umschalten. Die Z9 bietet als Profimodell natürlich reichlich Einstellmöglichkeiten für den Autofokus (siehe Bild unten). Beim kontinuierlichen Autofokus (AF-C) stehen beispielsweise acht Messmethoden zur Auswahl. Und wer gerne selbst den Bereich festlegt, in dem der Autofokus messen soll, bekommt mit der neuen Firmware 2.0 (Download bei Nikon) 20 verschiedene Muster zur Auswahl.

Extrem schnell bei Serien
Die Nikon Z9 setzt auf einen sogenannten Stacked Sensor, bei dem hinter dem eigentlichen Bildsensor eine weitere Schicht mit einem schnellen Speicher sitzt. Dadurch lässt sich der Sensor besonders fix auslesen. Das nutzt die Z9 gleich doppelt. Zum einen verzichtet sie als erste Profi-Systemkamera auf einen mechanischen Verschluss (der bei vielen Sport-Profis ein echtes Verschleißteil ist), zum anderen schafft sie bis zu 30 Bilder pro Sekunde mit voller Auflösung (im JPEG-Format). Wer lieber in RAW oder RAW und JPEG kombiniert fotografiert, knipst mit 20 Bildern pro Sekunde. Mit einer schnellen Speicherkarte wie der Angelbird AV Pro CFexpress SX waren im Test etwa 140 Bilder (JPEG plus RAW) drin, bevor die Kamera das Tempo zurücknahm, um die Bilddateien auf die Karte zu schreiben. Mit reduzierter Auflösung (11 Megapixel) schafft die Z9 sogar 120 Bilder pro Sekunde. Top: Die Kamera führt auch bei maximalem Serienbildtempo die Schärfe nach und passt die Belichtung an.

Extrem schneller Sucher
Ein echtes Highlight der Nikon Z9 ist der Sucher, trotz eher mittelprächtiger Papierform: Er zeigt 1280×960 Pixel (für den Hersteller 3,69 Millionen Pixel, da er die Subpixel für Rot, Grün und Blau zählt) bei 60 Bildern pro Sekunde. Die Konkurrenzmodelle Canon EOS R3 und Sony Alpha 1 bieten mehr Bildpunkte: 1600×1200 Pixel (EOS R3) und 2048×1536 Pixel und bis zu 240 Bilder pro Sekunde (Alpha 1). Allerdings meist mit Einschränkungen, so reduziert Sonys Kamera beispielsweise die Auflösung beim Fotografieren. Der Sucher der Nikon Z9 läuft dagegen immer mit voller Auflösung (und mit der Firmware 2.0 auf Wunsch auch mit 120 Bildern pro Sekunde) und arbeitet praktisch verzögerungsfrei. Fast wie bei einer Spiegelreflex, nur eben systemkameratypisch mit einem Bild, das die eingestellte Belichtung, den Weißabgleich und die ausgewählte Farbeinstellung zeigt. Möglich macht das eine technische Besonderheit: Der Bildprozessor der Z9 teilt den Datenstrom auf, einmal für den Sucher, einmal zum Schreiben der Bilddaten auf die Speicherkarte. So muss der Sucher nie darauf warten, dass die Kamera Daten auf die Speicherkarte schreibt und arbeitet selbst bei sehr hohem Serienbildtempo verzögerungsfrei. Ein weiterer Vorteil der Z9: Der Sucher liefert ein extrem helles Bild (bis zu 3.000 Nits). Sogar an sonnigen Tagen strahlt das Sucherbild – das schaffen längst nicht alle Systemkameras.

Extrem robustes Gehäuse
Das Gehäuse der Nikon Z9 ist ein echter Brocken, klein ist die Kamera höchstens im Vergleich zum Spiegelreflex-Vorgänger Nikon D6 (siehe Bild oben). Das wuchtige Gerät liegt aber dank ausgeprägter Griffe immer perfekt in der Hand, egal ob im Quer- oder Hochformat. Schlechtes Wetter macht der Z9 wenig aus, das aufwendig abgedichtete Magnesiumgehäuse schützt vor Staub und Feuchtigkeit. Für den empfindlichen Sensor gibt es einen Hilfsverschluss (ist nicht zum Fotografieren nötig), der automatisch den Sensor abdeckt, wenn Sie die Kamera ausschalten – praktisch beim Objektivwechsel, vor allem an windigen Orten. Prima für Porträts: Das Display lässt sich auch im Hochformat nach oben oder unten ausklappen.

Extrem anpassbar
Typisch Profi-Modell: Die Nikon Z9 lässt sich sehr fein an die Bedürfnisse der Fotografin respektive des Fotografen anpassen. Dafür gibt es mehr als 70 Individualfunktionen. Damit lassen sich beispielsweise die Tasten anpassen oder die Anzeigen im Sucher und auf dem Display genau festlegen, für jeden einzelnen Anzeigemods. Die Benutzereinstellungen lassen sich in sogenannten Shooting Banks (jeweils vier für Foto und Video) speichern, etwa getrennt für Action-Fotos, Porträts und Landschaftsaufnahmen. Neu bei den Individualfunktionen sind unter anderem zwei Funktionen, die die Nachtfotografie erleichtern: D9 sorgt für eine erhöhte Empfindlichkeit des Autofokus (auf Kosten der Bildwiederholrate), D10 für eine rötliche Darstellung im Sucher und auf dem Display, um die Augen zu schonen (wahlweise nur für die Menüs oder für Aufnahmebild und Menüs).

Auch bei Videos ein Top-Profi
Filmen war bei den Kameras der Z-Serie bislang eine Domäne der 6er-Modelle – die Nikon Z6 und Nikon Z6 II liefern Top-Bildqualität und punkten mit Profi-Funktionen wie einer Aufnahme im Log-Modus oder RAW-Format sowie der Möglichkeit, einen externen Recorder, etwa den Atomos Ninja V, zu verwenden. Das beherrscht die Nikon Z9 selbstverständlich auch und legt noch ein paar Schippen drauf: Sie filmt nicht nur in 4K (3840×2160 Pixel), sondern auch in 8K (7680×4320 Pixel) und schafft bei 4K bis zu 120 Bilder pro Sekunde (4K120p). Eine Besonderheit bei 4K120p: Die Z9 nimmt die Videos mit Ton auf, viele andere Kameras filmen mit diesem Tempo nur im Zeitlupenmodus (und damit ohne Ton). Die Bildqualität der Z9 ist bereits mit den Standardeinstellungen top, nur der Ton klingt (wie bei den meisten Kameras) etwas hallern über das eingebaute Mikrofon. Da ist ein externer Schallaufnehmer eine gute Wahl, wenn Sie den Ton im Video verwenden möchten. Praktisch: Die aufwendige Motiverkennung des Autofokus arbeitet auch bei Videos und führt die Schärfe schnell und genau nach, dabei stellt die Z9 automatisch auf das der Kamera zugewandte Auge scharf. Die lästige 30-Minuten-Grenze bei der Aufnahmedauer ist bei der Z9 kein Problem, sie nimmt bis zu 125 Minuten am Stück auf. Sogar in 8K und ohne allzu sehr zu erhitzen. Im Test warnte die Z9 lediglich nach etwa anderthalb Stunden, dass die Speicherkarte, eine SanDisk Extreme Pro CFexpress, eine erhöhte Temperatur habe, nahm aber ungerührt weiter auf. Eine Besonderheit der Z9 ab der Firmware 2.0: Sie kann in 8K mit 60 Bildern pro Sekunde (8K60p) filmen – das schaffen sonst nur teure Cine-Kameras, die speziell fürs Filmen gebaut werden.

Fetter Akku für extrem viel Ausdauer
Der Akku der Nikon Z9 ist die aktuell stärkste Systemkamera-Batterie: Satte 33 Wattstunden speichert der neue EN-EL18d. Sie laden ihn wahlweise in einer beiliegenden Ladeschale oder direkt in der Kamera auf – die nötige Power liefert ein USB-C-Netzteil. Das kann das mitgelieferte EH-7P sein, aber auch ein beliebiges anderes USB-C-Netzteil mit Power Delivery und mindestens 15 Watt Leistung. Besser ist ein Netzteil mit mindestens 27 Watt Leistung, damit der Akku mit dem maximal möglichen Tempo lädt. Bei längeren Studiositzungen darf die Z9 auch am Netzteil bleiben – das versorgt die Kamera mit Strom im Betrieb und lädt den Akku, wenn sie ausgeschaltet ist. Allzu oft muss die Kamera aber nicht an die Steckdose, der Akku hält sehr lange. Beim Videofilmen in 4K setzte die Z9 im Test eine neue Bestmarke: Erst nach gut dreieinhalb Stunden ging dem Energiespeicher der Saft aus. Beim Fotografieren kommt es aufs Motiv an: Sportfotografinnen und Sportfotografen schaffen im Serienbildmodus locker 5.000 Aufnahmen und mehr mit einer Akkuladung. Aber selbst wer hauptsächlich Einzelfotos schießt, viel in den Menüs blättert und sich die geschossenen Fotos ganz genau anguckt, kommt problemlos auf 1.500 bis 2.000 Fotos. Die älteren Akkus aus der EN-EL18-Serie passen mit kleineren Einschränkungen ebenfalls in die Z9 – sie haben aber eine geringere Kapazität (27 Wattstunden). Und: Nur der EN-EL18c und der EN-EL18b lassen sich über USB-C laden. Die noch älteren Varianten EN-EL18a und EN-EL18 müssen in ein anderes Ladegerät (MH-26a oder MH-26).

GPS eingebaut, Fernsteuerung per App
Bei Nikon inzwischen Standard: Die Z9 kommt mit WLAN und Bluetooth. Über die drahtlosen Verbindungen lässt sich die Kamera per Smartphone oder Tablet mit der kostenlosen App Snapbridge (gibt es für Android und Apple) steuern. Auf Wunsch überspielt die Anwendung automatisch eine verkleinerte Version der geschossenen Bilder per Bluetooth aufs Handy – die Software reduziert die Aufnahmen dafür auf 1620×1080 Pixel, das ist groß genug für Facebook & Co. Sie lassen sich per WLAN in voller Größe überspielen. Echt praktisch: Die App bringt eine Bluetooth-Fernauslösefunktion mit. Damit lässt sich die Kamera blitzschnell mit der Anwendung auslösen, das spart das zeitaufwendige Umschalten in den LiveView (für den die Kamera eine WLAN-Verbindung aktivieren muss). Wer später wissen will, wo ein Foto entstanden ist, schaltet bei der Z9 den eingebauten GPS-Empfänger ein. Dann schreibt die Kamera die Positionsdaten automatisch nach der Aufnahme in die Bilddateien.

Mehr Funktionen durch Firmware-Update
Typisch Systemkamera: Updates für die Firmware gehören inzwischen bei den meisten Herstellern zum Standard. Bei der Z9 gibt es schon kurz nach der Auslieferung der Kamera eine neue Firmware. Mit der Version 1.10 behebt Nikon einige kleinere Fehler und erhöht die Ausdauer bei Serien, wenn Sie Fotos gleichzeitig in JPEG und RAW aufnehmen. Weitere neue Funktionen per Firmware-Update hatte Nikon bereits bei der Vorstellung der Kamera angekündigt. Noch im ersten Halbjahr soll etwa eine Aufnahme von Videos in 8K mit 60 Bildern pro Sekunde möglich sein.

Kein dickes Handbuch
Im Karton der Nikon Z9 liegt lediglich eine mehrsprachige Kurzanleitung (die gleichzeitig als Garantiekarte dient). Eine sehr ausführliche Anleitung gibt es ausschließlich in digitaler Form, auf Deutsch allerdings nur als Web-Anleitung, auf Englisch auch als PDF. Letztgenanntes ist über 900 Seiten lang, das reicht trotzdem nur für die knappe Erklärung aller Funktionen. Für den Autofokus gibt es daher noch eine weitere Anleitung als englischsprachiges PDF, die Empfehlungen für die passenden Autofokus-Einstellungen je nach Sportart gibt.

Test-Fazit Nikon Z9
Die Nikon Z9 (Testnote 1,4) ist ein echter Brocken, aber einer, der es in sich hat: Die Top-Profi-Systemkamera kann alles – und alles richtig gut. Egal ob Bildqualität bei Fotos oder Videos oder Tempo bei Autofokus und Serien, die Z9 punktet immer. Eines der vielen Highlights ist der Sucher – komplett verzögerungsfrei und auch an Tagen mit strahlendem Sonnenschein richtig hell. Das wuchtige Gehäuse der Z9 ist sehr solide, liegt perfekt in der Hand und bringt einen extrem ausdauernden Akku unter. Die Kamera lässt die bisherigen Top-Profi-Spiegelreflexmodelle klar hinter sich, etwa dank der rasanten und genauen Motiverkennung des Autofokus.

—————————————Nikon D7100 D800E D810 D7200 V1 D700 Akku für EN-EL15
—————————————Nikon J1 J2 J3 A AW1 S1 Akku für EN-EL20
—————————————Nikon S6600 S3100 S6600 S7000 S2500 Akku für EN-EL19
—————————————Nikon D90 D80 D700 D300S D200 Akku für EN-EL3E
—————————————Nikon Akku

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