Das neue Sony-Flaggschiff kommt wie schon in den letzten Jahren in zwei Größen: Das im Juli mit „sehr gut“ getestete Xperia 1 III (hier unser Test) wird flankiert von einem kompakter gebauten Schwestermodell. Welche Unterschiede zwischen beiden bestehen und ob das Xperia 5 III das perfekte Smartphone für alle ist, die Wert auf eine High-End-Ausstattung legen, aber zugleich eine kompakte Bauform bevorzugen, werden wir in der Folge thematisieren.
Der Erstkontakt fällt geschmeidiger aus als gedacht, denn im Gegensatz zum 1 III ist der glänzend lackierte Aluminiumrahmen nicht glatt geschliffen, sondern nach außen gewölbt, was ergonomischer ist. Ein weiterer Unterschied: Die Glasrückseite (Gorilla Glass 6) ist nicht mattiert, sondern glänzt, Fingerabdrücke sind daher deutlicher sichtbar. Am eleganten und puristischen Gesamteindruck ändern diese Details freilich nichts. Auch die Haptik und die Verarbeitung sind Sony-typisch herausragend gut.
Eine IP68-Zertifizierung sorgt für Wasserschutz, der massive Rahmen ist verwindungssteif und vermittelt hohe Stabilität. Für die Verarbeitung gibt es somit die volle Punktzahl, und dazu gesellen sich noch ein paar Bonuspunkte für die Handlichkeit, denn so kompakte Highender wie Sony baut praktisch kein anderer Premiumhersteller mehr. Das gilt auch für das geringe Gewicht von 168 Gramm – in der Hosentasche spürt man das Xperia 5 III kaum.
Multimediales Kraftpaket
Beim Display tanzt Sony nicht nur mit dem gestreckten 21:9-Format aus der Reihe. Hinzu kommt, dass hier mit 6,1 Zoll nicht so viel Fläche wie beim 1 III (6,5 Zoll) und bei der versammelten High-End-Konkurrenz geboten wird – man sollte sich vor dem Kauf im Klaren darüber sein, dass dieses Panel spürbar kleiner ist als der Durchschnitt.
Eine über Full-HD hinausgehende Auflösung ist hier nicht sinnvoll, und entsprechend setzt Sony auf 2520 x 1080 Pixel. Die Darstellungsqualität ist mal wieder herausragend, in puncto Leuchtkraft und Blickwinkelstabilität legen die Japaner eines der besten Displays dieses Jahres vor. Natürlich unterstützt das OLED eine schnelle Bildwiederholrate von 120 Hertz für weiches Scrolling, und natürlich gibt es eine Always-on-Funktion. Diese lässt sich allerdings nicht so vielfältig konfigurieren, wie man es von Oppo oder Samsung kennt.
Das ist leider kein Einzelfall, denn auch an anderer Stelle vermisst man Funktionen beziehungsweise Einstellmöglichkeiten. Warum gibt es keinen App-Cloner für zwei parallel betriebene WhatsApp-Accounts? Warum fehlt eine Gesichtsentsperrung? Letzteres begründet Sony mit mangelnder Sicherheit: Eine Gesichtsentsperrung könne man viel einfacher austricksen als Fingerabdruck oder PIN. Aber wir finden, dass man diese Entscheidung dem Nutzer überlassen sollte.
An anderer Stelle geizt Sony dagegen nicht mit Einstellungen: Beim Display kann man einen Weißabgleich machen, und der „Creator Modus“ unterstützt 10-Bit-Farbtiefe und zapft beim Farbmanagement das Know-how von Sonys professioneller Master-Monitor-Technologie an, die für viele Hollywood- Filmproduktionen verwendet wird.
Auch im Audiobereich lassen die Japaner die Muskeln spielen und integrieren geschickt die Technologie von Sonys erfolgreicher Audiosparte. Die hat nicht nur den Walkman hervorgebracht, sondern spielt mit 360 Grad Audio und DSEE Ultimate (ermöglicht das Upscaling komprimierter Musik auf HiRes-Audio) auch bei aktuellen technischen Entwicklungen ganz vorne mit.
Beides ist im 5 III integriert, dazu gesellen sich frontseitig abstrahlende Stereolautsprecher und eine Klinkenbuchse. Die gelungene Schwerpunktsetzung auf Multimedia, die hier deutlich sichtbar wird, macht das 5 III zum exzellenten Unterhaltungskünstler.
Schnelle Kamera mit Profi-App
Bei der Kamera kann Sony ebenfalls aus dem Vollen schöpfen: Die Systemkameras der Alpha-Serie werden von einem beispiellosen Erfolg getragen und haben die Platzhirsche Canon und Nikon das Fürchten gelehrt. Die Oberfläche und auch die Funktionen der Kamera-App sind an der Alpha-Serie orientiert – Profifotografen werden sich hier sofort zu Hause fühlen, alle anderen staunen über die Einstellungstiefe, die unzählige Anpassungen erlaubt.
Auch die Video-App „Cinema Pro“ kommt im Profi-Look mit starkem Funktionsumfang. Bessere Kameraoberflächen für Smartphones hat kein anderer Hersteller im Programm. Gut gefallen hat uns auch der dezidierte Auslöseknopf, den man wie bei einer „richtigen“ Kamera zum Fokussieren halb durchdrücken kann. Leider kann die Fotoqualität nicht auf diesem Niveau mithalten, wie unsere Analyse zeigt.
Das Kamerasystem wurde 1:1 vom Xperia 1 III übernommen, Sony setzt hier wieder auf die innovative Teleoptik mit zwei optischen Zoomstufen, einzig der ToF-Sensor für besonders schnelles Fokussieren fehlt, was man allerdings nur in besonderen Aufnahmesituationen (Objekte, die sich schnell bewegen) bemerken wird.
Dass dieses multimediale Kraftpaket einen leistungsstarken Prozessor braucht, um rund zu laufen, liegt auf der Hand. Sony greift daher zum stärksten, was Qualcomm in den Regalen liegen hat: Der Snapdragon 888 markiert das Nonplusultra der Halbleitertechnolgie, mit einer Spitzenperformance und umfassender Connectivity, vom integrierten 5G-Modem über WiFi 6 bis hin zu Bluetooth 5.2.
Sony baut zwei SIM-Steckplätze ein, von denen einer hybrid ist, also entweder eine microSD- oder eine zweite SIM-Karte schluckt. Leider gibt es keine eSIM-Option. Zu kritisieren ist auch der knapp bemessene Speicherplatz: 128 GB sind für ein Phone, das knapp 1000 Euro kostet und stramm auf Multimedia getrimmt ist, zu wenig. Am schwersten wiegt jedoch der Verzicht auf Qi: Ein High-End-Modell ohne kabelloses Aufladen ist im Jahr 2021 ein No-Go.
Kompakt und ausdauernd
Immerhin schafft das mitgelieferte Netzteil druckvolle 30 Watt, sodass der Akku nach weniger als einer Stunde wieder bei 100 Prozent steht. Die Laufzeit macht im Vergleich zum 1 III einen gewaltigen Sprung: von 9:37 Stunden auf 13 Stunden. Bei aktivierten 120 Hertz muss man eine Reduzierung auf 11:34 Stunden in Kauf nehmen, aber selbst dieser Wert ist noch sehr gut und bringt den Nutzer locker durch den Tag, bei moderater Nutzung sind sogar zwei Tage ohne Steckdose möglich.
Die große Differenz zum 1 III zeigt, dass dessen 4K-Display ein echter Stromfresser ist. Davon abgesehen sind die Messwerte ähnlich, mit guten bis sehr guten Funkeigenschaften und einer guten Akustik beim Telefonieren, die nur bei der Geräuschunterdrückung leichte Schwächen zeigt. In der Summe wird hier eine starke Alternative zum 1 III geboten, die mit handlichen Maßen und überragender Ausdauer gefällt. Der Verzicht auf Qi trübt allerdings den Eindruck – und kostet Sony das Testurteil „sehr gut“.
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