In einer Smartphone-Landschaft voller Einheitslooks ist Nothingeine erfrischende Abwechslung. Die britische Marke setzt mit Hardware und Software immer wieder neue Maßstäbe und bietet der Mittelklasse etwas wirklich Neues. Nach meinem Test des Nothing Phone (2a) dachte ich, ich wüsste, was die Marke ausmacht. Doch das neue Nothing Phone (3a) Pro hat mich eines Besseren belehrt. Für 459 Euro ist dieses Smartphone in vielerlei Hinsicht ein herausragendes Mittelklasse-Gerät. Zu diesem Preis findet sich derzeit kaum Vergleichbares auf dem Markt. Dennoch fällt eine klare Kaufempfehlung nicht leicht. Denn Nothings Drang, anders zu sein, erweist sich in einigen Punkten sogar als Nachteil.
Kühn im Design, sperrig in der Hand
Bekannt ist Nothing seit seinem Marktstart 2022 für sein unverwechselbares Design. Die halbtransparente Rückseite und die anpassbaren „Glyph“-Lichter sind überzeugende Argumente für ein Nothing-Handy. Das gewaltige Kameramodul hingegen weniger. Das kreisförmige Modul des (3a) Pro ragt deutlich aus der Rückseite hervor und trägt maßgeblich zur Gesamtdicke von 8,39 Millimetern bei. Mit 211 Gramm ist es zudem deutlich schwerer als die Vorgänger Phone (2a) und (2a) Plus. Auf dem Papier ist die Kameraausstattung ein klares Upgrade: eine 50-MP-Hauptkamera, eine 50-MP-Periskopkamera (mit 3-fachem optischem Zoom), eine 8-MP-Ultraweitwinkelkamera und eine 50-MP-Selfiekamera vorne. Eine ausgiebige Praxisprüfung der Kameras stand mir jedoch noch nicht zur Verfügung.
Mutige Software: Nothing OS 3.1
Auch bei der Software geht Nothing eigene Wege. Nothing OS hat sich stets vom Android der Pixel-Smartphones unterschieden, und Nothing OS 3.1 setzt diesen Kurs fort. Die charakteristischen monochromen Icons und Retro-Animationen sind nach wie vor präsent. Neu ist, dass jedes Widget jetzt zum Sperrbildschirm hinzugefügt werden kann. Das überarbeitete Schnelleinstellungsmenü ist intuitiver als bei vielen anderen Geräten, und der „Smart App Drawer“ erleichtert die App-Suche erheblich. Keine der Neuerungen in Nothing OS 3.1 ist für sich genommen revolutionär, doch zusammen ergeben sie ein einzigartiges Nutzererlebnis. Für Nothing-Neulinge bedeutet dies jedoch eine nicht unerhebliche Lernkurve. Positiv: Nothing garantiert sechs Jahre Sicherheitsupdates. Lediglich drei große Android-Versionsupdates (bis voraussichtlich Android 18) sind allerdings etwas knapp bemessen.
Der „Essential Key“: Potenzial mit Fragezeichen
Eine Hardware-Neuerung sticht besonders hervor: Statt einer Kameraschnellwahl oder einem Aktionsknopf à la Apple führt Nothing den „Essential Key“ ein. Dieser soll das schnelle Aufnehmen von Audio, Fotos, Videos und Screenshots ermöglichen. Sprachnotizen werden transkribiert, Bilder analysiert, und die KI-gestützte „Essential Space“-App soll alles automatisch kategorisieren. In der von mir getesteten Early-Access-Version funktionierte dies jedoch noch nicht wie beschrieben: Sie beschränkte sich auf die Transkription von Audio und Screenshots – eine automatische Kategorisierung fand nicht statt. Der Essential Key birgt also vielversprechendes Potenzial. Ein Smartphone sollte man jedoch nicht aufgrund von Zukunftsversprechen bei Updates kaufen.
Starke Argumente: Leistung, Display, Ausstattung
Die gute Nachricht: Es gibt viele weitere überzeugende Gründe für das Phone (3a) Pro. Der Snapdragon 7s Gen 3-Chipsatz kombiniert mit 12 GB RAM liefert flotte Leistung. Das 6,77 Zoll große Full HD+ Display überzeugt mit Flaggschiff-Qualität: OLED-Technologie, eine flüssige 120-Hertz-Wiederholrate und ein hervorragender In-Display-Fingerabdrucksensor. Robustheit scheint Priorität zu haben: Das Gehäuse wirkt wertig und ist nach IP64 staub- und spritzwassergeschützt. Der 5.000-mAh-Akku mit 50-Watt-Schnellladung ist für diese Preisklasse solide. Nothing verspricht eine volle Aufladung in nur 56 Minuten – eine umfassende Testung stand hierfür noch aus.
Preis & Verfügbarkeit
Das Nothing Phone (3a) Pro ist im Nothing Online-Shop für 459 Euro erhältlich. Damit konkurriert es direkt mit Geräten wie Samsungs neuem Galaxy A56 (479 Euro) und dem erwarteten Pixel 9a.